14. März 1947 –
Aufgenommen am 11. Juni 2014 in Saignelégier.
Jean-Pierre Beuret – Association Films Plans-Fixes (plansfixes.ch)
> Am 23. Juni 1974 (also vor fünfzig Jahren) optierte eine Mehrheit im Berner Jura für die Abspaltung vom deutschsprachigen Kantonsgebiet, und zwar mit 36’802 zu 34’057 Stimmen. Die Bezirke Delsberg, Pruntrut und Freiberge, die heute den Kanton Jura bilden, nahmen die Vorlage an; die Bezirke Courtelary, Moutier und La Neuveville, die man heute als Südjura bezeichnet, und dazu das Laufental, lehnten sie mit siebzig Prozent ab. Nach der Abstimmung, die als Gründungsdatum der jurassischen Eigenständigkeit gilt, kam Jean-Pierre Beuret, der von Jugend auf für die Autonomie gewirkt hatte, für 15 Jahre in die Kantonsregierung. <
Als Jean-Pierre Beuret Minister der République et Canton du Jura wurde, war er 32 Jahre alt. „Ich hatte immer die Taschen voller Geldstücke“, erinnert er sich im Gespräch mit den „Plans Fixes“. „Ich brauchte sie, um den Apparat der Telefonzelle im Hof des Delsberger Schlosses füttern zu können. Denn beim Antritt unseres Amts waren wir fünf Minister allein. Wir mussten unsere Stäbe erst zusammensetzen und Leute finden, die bereit waren, für den neuen Kanton zu arbeiten.“
Jean-Pierre Beuret brachte von Haus aus Eignung und Erfahrung mit: „Als ältestes von fünf Kindern hatte ich immer die Rolle des Anführers. Man konzediert mir natürliche Autorität.“ Mit dieser Eigenschaft hatte er es schon als Landwirt verstanden, die Linie vorzugeben. Bei ihm wussten alle, welche Leistung erwartet wurde. Im Hintergrund aber zog seine Frau Eliane mit: „Ich habe immer alles, was ich tat, mit ihr besprochen. Nie habe ich einen einsamen Entscheid gefällt.“ Eliane stand ihrem Mann in den 15 Jahren seines Wirkens als Minister zur Seite, und in den 12 Jahren als Leiter der Loterie Romande. Darum sagt er „wir“, wenn er von seiner Tätigkeit spricht.
So beeindruckend das Curriculum ist – richtig fassbar wird Jean-Pierre Beuret nicht. Der Befrager stellt fest: „Sie waren zwar ein Mann der Öffentlichkeit, aber den Privatmenschen hielten Sie abgeschirmt.“ So auch im Film. Er spricht wohl fünfzig Minuten lang, bleibt aber allgemein. Ein Teil ist vermutlich durch das Amtsgeheimnis begründet, dem er unterlag. Ein anderer Teil in der Verschwiegenheit, die sich die Béliers beim Kampf gegen Bern auferlegten, um die Verfolgung durch die Strafbehörden zu erschweren. So ist es nicht verwunderlich, lehnt jetzt Jean-Pierre Beuret den Vorschlag ab, seine Autobiografie zu schreiben. „Ich wüsste nicht, wen das interessieren könnte“, erklärt er.
Nun, wie dem auch sei – die Gründungsgeschichte des Kantons Jura zeigt, dass die Umwälzung der Eidgenossenschaft nur durch die Bündelung verschiedener Typen zustandekam.
Es brauchte den Ideologen. Er formulierte den Traum von der Autonomie des jurassischen Volks. > Roland Béguelin war der Seher und Künder, und als Generalsekretär des Rassemblement jurassien wirkte er auch als Antreiber.
Es brauchte den Charismatiker. Er verstand es, die Leute mitzuziehen und pragmatische Parolen auszugeben. > François Lachat war der Werkmeister des neuen Kantons.
Es brauchte den staatspolitischen Denker. Er schrieb eine einwandfreie Verfassung. > Joseph Voyame war der Jurist, der sich für Gerechtigkeit und Toleranz einsetzte.
Es brauchte den Lyriker. Er veredelte die Fêtes du peuple jurassien durch das kulturelle Element. > Jean Cuttat war der Poet, der die Hörer mit seiner Verspieltheit beflügelte.
Es brauchte den Literaturnetzwerker. Er sorgte für den Anschluss des Landesteils an die Francophonie. > Pierre-Olivier Walzer war der Professor und Schriftsteller mit den internationalen Beziehungen.
Es brauchte den Organisator. Er musste die Prozesse leiten. Jean-Pierre Beuret war der Manager, der das Kantonsgebilde, die Loterie Romande und den Marché concours de Saignelégier voranbrachte.
Il faut de tout pour faire un monde.
Es braucht von allem, um eine Welt zu schaffen.
(Französisches Sprichwort.)