2. Februar 1954 –
Aufgenommen am 19. Januar 2024 in Altdorf.
Elmar Mock – Association Films Plans-Fixes
> „Der Erfolg hat viele Väter. Der Misserfolg nur einen.“ – Kurz nach dem 25. Geburtstag erfand Elmar Mock mit seinem Arbeitskollegen Jacques Müller die Swatch: „Niemand glaubte an einen Erfolg. Aus diesem Grund wurde unser Name nicht unterdrückt. Im Fall des Misslingens wollte man mit dem Finger auf uns zeigen können.“ Fürs erste Jahr war ein Absatz von 50’000 Uhren vorgesehen. Gekauft wurde eine halbe Million. Niemand hatte damit gerechnet. Doch für Elmar Mock wurde das Unerwartete zum Prinzip seines Wirkens. Bis heute. <
Da legte der Sohn sich nieder und ward sterbenskrank und lag sieben Jahre lang, und kein Arzt konnte ihm helfen.
„Wissen Sie, wie es ist, neben einer hochbegabten Schwester aufzuwachsen?“, fragt Elmar Mock bei der Aufnahme für die „Plans Fixes“ seinen Gesprächspartner Jacques Poget. „Fünfzehnmal gewann sie beim Schwimmen den ersten Preis. Und in der Schule war sie so gut, dass sie ein Jahr überspringen konnte. Ich dagegen musste zweimal ein Jahr wiederholen. Darum kam ich erst mit 17 aus der Schule.“ Das Problem: „Ich leide an Dyslexie.“
„Bei Dyslexie weiss man nicht, was richtig und falsch ist“, erklärt Elmar Mock. „Man steht vor einem Wort: Schreibt man das jetzt so oder so? Man weiss es nicht. Beides kommt einem gleich möglich vor. Fürs Erfinden ist das ein Vorteil. Man hat keine starren Vorstellungen von richtig und falsch. Aber fürs Leben: Da bewegt man sich wie im Nebel – ängstlich, unsicher, schwankend. Darum bin ich auf Halt angewiesen. Sicherheit geben mir die Familie, die Religion und die Arbeit. Im übrigen lebe ich zurückgezogen.“
Wegen seiner Dyslexie suchte Elmar Mock bereits mit 21 Jahren Schutz in der Ehe. Er hatte die Uhrmacherschule absolviert und studierte jetzt Mikrotechnik am Technikum Biel. Man hatte ihn aufgenommen, weil sich nur zwölf Bewerber für die 15 Studienplätze gemeldet hatten.
Die Ausbildung indes, für die er sich anstelle von Koch entschieden hatte, befand sich, wie die gesamte Uhrenbranche, voll in der Krise. Die japanische Quarzuhr hatte die mechanische Schweizer Uhr in die Seile geworfen und Zehntausende von Arbeitsplätzen vernichtet.
In dieser Situation schrieb die ETA SA, Herstellerin von Uhrwerken und Uhrenbestandteilen, aus sozialen Gründen eine Stelle aus. Sie ging an Elmar Mock, der damit – als einziger seiner Diplomklasse – Arbeit bekam. „Aber ich hatte nichts zu tun. In meiner Musse fing ich an, mit Polymeren zu pröbeln. Dafür bestellte ich eine teure Maschine. Ich erklärte: ‚Wenn wir ins Quarzgeschäft einsteigen wollen, müssen wir lernen, durch Plastik die Entladung der Batterie zu verhindern.’ Aber im Grunde handelte es sich um eine Liebhaberei.“
Da kam der Schreck: Elmar Mock wurde ins Büro des Generaldirektors bestellt. Als Blitzableiter für die erwartete Rüge skizzierte er mit seinem Kollegen Jacques Müller auf Millimeterpapier in drei Stunden das Modell einer quarzbetriebenen Plastikuhr. Die beiden hatten von dieser Idee schon ein paarmal miteinander gesprochen.
„Ich wurde wegen der Bestellung gewaltig gerüffelt. Um mich zu rechtfertigen, legte ich Generaldirektor Ernst Thomke meine Zeichnungen vor. Da fragte er zu meiner Überraschung: ‚Kann ich sie behalten?’ Gleich nach dem Mittagessen wurde ich wieder zu ihm bestellt: ‚Sie können das machen. Wir geben Ihnen ein Jahr Zeit. Aber das Stück darf nicht mehr als zehn Franken kosten.’“
Der Vater sagte: „Zieh hin und versuche dein Glück.“ Wie der Sohn das hörte, stand er auf von seinem Lager, ward gesund und machte sich fröhlich auf den Weg.
„Wir brauchten für die Entwicklung der Swatch nicht ein, sondern zwei Jahre“, erzählt Elmar Mock. „Aber das Stück kostete am Ende nur fünf Franken.“ Der Erfolg der Erfindung war überwältigend. Der Markt honorierte, dass sich eine Branche, die schon ein den Seilen lag, wieder aufrichtete. Die Marke Swatch bedeutete Optimismus, Aufgeschlossenheit, Fortschritt.
Die linken Intellektuellen legten die Konfirmationsuhr ab und bekundeten durch das Billigmodell Trendbewusstsein. An der Premiere von „Tristan und Isolde“ am 30. Januar 1985 – von > François Rochaix für die Genfer Oper inszeniert – hielt der Musikreaktor des Schweizer Kulturradios DRS-2 Dr. Roman Brotbeck seine Swatch so ostentativ über den gekreuzten Armen, dass der laut tickende Sekundenzeiger den Takt des Dirigenten Horst Stein auf irritierende Weise synkopierte. Ein Graus für jeden Kulturpessimisten.
Nach dem Erfolg von Swatch und Rockwatch machte sich Elmar Mock frei: „Ich glaubte, die ganze Welt warte auf mich.“ Aber gefehlt. Niemand brauchte einen Erfinder. Nach zwei Jahren erst meldete sich ein Auftraggeber: Das japanische Unternehmen Tetra Pak suchte Klebelösungen für seine Lebensmittelgebinde. Elmar Mock wagte den Sprung ins Unvorhergesehene.
Mit 32 Jahren gründete er in Biel unter den Namen Creaholic (anfangs Createc) ein Ingenieurbüro für Innovation/Kreativität und Produktentwicklung. Die Mitarbeiter fand er unter den Kollegen und Bekannten am Jurasüdfuss.
Es trug sich zu, als er über eine Heide zu reiten kam, dass er von weitem auf der Erde etwas liegen sah wie einen grossen Heuhaufen, und wie er sich näherte, konnte er unterscheiden, dass es der Bauch eines Menschen war, der sich dahingestreckt hatte; der Bauch aber sah aus wie ein kleiner Berg. Der Dicke, wie er den Reisenden erblickte, richtete sich in die Höhe und sprach: „Wenn ihr jemand braucht, so nehmt mich in eure Dienste.“ Der Königssohn antwortete: „Was soll ich mit einem so ungefügen Mann anfangen?“ „Oh“, sprach der Dicke, „das will nichts sagen, wenn ich mich recht auseinandertue, bin ich noch dreitausendmal so dick.“ „Wenn das ist“, sagte der Königssohn, „so kann ich dich brauchen, komm mit mir.“ Da ging der Dicke hinter dem Königssohn her.
Die Firma Creaholic, gegründet 1986, gehört den sechzig Menschen, die heute für sie arbeiten: „Wir haben über 1500 Projekte für nationale und internationale Unternehmen unterschiedlicher Grösse umgesetzt.“ Zu den Kunden gehören die SBB, die Swisscom, Bosch, Givaudan, Hauert Dünger, Roche, Nestlé, Nespresso, Boehringer Ingelheim, DuPont, DSM Nutritional Products, L’Oreal u.v.a.m.
Über eine Weile fanden sie einen andern, der lag da auf der Erde und hatte das Ohr auf den Rasen gelegt. Fragte der Königssohn: „Was machst du da?“ „Ich horche“, antwortete der Mann. „Wonach horchst du so aufmerksam?“ „Ich horche nach dem, was eben in der Welt sich zuträgt; denn meinen Ohren entgeht nichts, sogar das Gras hör’ ich wachsen.“ Fragte der Königssohn: „Sage mir, was hörst du am Hof der alten Königin, welche die schöne Tochter hat?“ Da antwortete er: „Ich höre das Schwert sausen, das einem Freier den Kopf abschlägt.“ Der Königssohn sprach: „Ich kann dich brauchen, komm mit mir.“
Tod und Scheidung brachten dem Firmengründer harte Prüfungen. Ein Autounfall raubte ihm den Bruder, ein Velounfall einen Sohn. Die erste Frau, Mutter seiner drei Kinder, liess sich scheiden. „Wenn Sie in die Trauer fallen, sehen Sie die Welt nur noch schwarz-weiss. Das, womit sich die Menschen im Alltag beschäftigen, erreicht Sie nicht mehr. Sie lehnen es ab. Doch in Wirklichkeit besteht das Leben aus Graustufen und Kompromissen. Dazu muss man sich aufmachen.“
Nun sahen sie einen Mann stehen, der machte einen langen Hals, schaute sich um und schaute über alle Berge hinaus. Sprach der Königssohn: „Wonach siehst du so eifrig?“ Der Mann antwortete: „Ich habe so helle Augen, dass ich über alle Wälder und Felder, Täler und Berge hinaus und durch die ganze Welt sehen kann.“ Der Königssohn sprach: „Willst du, so komm mit mir; so einer fehlte mir noch.“
Der Zufall brachte Elmar Mock mit einer Frau zusammen, die er seit fünfzehn Jahren kannte. Sie hatte auch drei Kinder. Sie war auch gerade geschieden. Was lag näher, als gemeinsam eine neue Ehe einzugehen? Sie packten das Glück. „Jetzt sind wir alle eng miteinander zusammengewachsen“, sagt der Siebzigjährige und zählt auf, wo der Nachwuchs heute steht.
Er selbst und seine zweite Frau ziehen am Ende des Wegs zu den Antipoden. Sie wollen noch einmal neu anfangen und lassen sich in einer Welt nieder, wo man nicht französisch spricht. Jetzt wendet sich der Erfinder, um ein Schlusswort gebeten, aus Altdorf an die Jungen: „Lasst euren Leidenschaften freien Lauf! Liebt die Welt! Liebt die Menschen! Liebt die Natur und vergesst das Böse, das man euch vermeintlich zugefügt hat. Freut euch am Glück und geniesst das Leben! Es lebe das Leben!“
Da kamen ein paar Leute und fragten, ob sie wüsste, wer ihr Mann wäre. „Ja“, antwortete sie, „er ist ein Schweinehirt und ist eben ausgegangen, mit Bändern und Schnüren einen kleinen Handel zu treiben.“ Sie sprachen aber: „Kommt einmal mit, wir wollen Euch zu ihm hinführen“, und brachten sie ins Schloss hinauf; und wie sie in den Saal kam, stand da ihr Mann in königlichen Kleidern. Sie erkannte ihn aber nicht, bis er ihr um den Hals fiel. Nun ward erst die Hochzeit gefeiert, und der’s erzählt hat, wollte, er wäre auch dabei gewesen.
(Gebrüder Grimm: Die sechs Diener.)